Als studierter (Dipl. Bankbetriebswirt, Dipl. Betriebswirt) Bankkaufmann und ehemaliger Banker fragen mich viele Freunde um Rat, z.B. zu Finanzierungen und Versicherungen. Letzte Woche erhielt ich jedoch eine Anfrage der anderen Art. Nämlich die Frage: "Kann man Geldwäsche heutzutage so gestalten, dass es für das Landeskriminalamt unmöglich wird, dem nachzugehen?"
Rechtlicher Hinweis - Disclaimer:
Dies ist keine Empfehlung zur Steuerhinterziehung, kein Leitfaden für strafrechtlich illegale Handlungen und ich kann auch nicht dafür haftbar gemacht werden, bzw. der folgende Artikel dient nur dazu, einen von mir fiktiv erfundenen möglichen Weg zur Geldwäsche zwecks Unterhaltung darzustellen....
Wie konnte es zur Geldwäsche kommen | Prolog:
Diese Frage ist eigentlich ganz einfach zu beantworten. So einfach, dass Sie es nicht glauben würden. Nehmen wir an, dass Alice und Bob durch Androhung von Gewalt erpresst wurden, eine monatliche Schutzgebühr zu zahlen. Diese wurde primär in bar bezahlt, die Transaktion wurde also nicht dokumentiert. Diese Variante hat dennoch viele Engpässe, denn das Bargeld lässt sich nur schwer in Giralgeld umtauschen, ohne dass man die Herkunft nach dem Geldwäschegesetz deklarieren muss, man kann bei der Übergabe erwischt werden, und es findet eine direkte Transaktion zwischen den Parteien statt, also ohne einen Vermittler. Im zweiten Beispiel erpresst z. B. ein Hacker X eine Firma Y mit einem Virus, Z Euro zu zahlen, da sonst das System nicht neu gestartet wird. Auch hier gibt es den Engpass: Wie soll das Geld bezahlt werden? In Bitcoin? Auf den meisten Bitcoin-Börsen kann man bis zu ein oder zwei Bitcoins pro Tag handeln, ohne sich legitimieren zu müssen, doch wie soll eine Firma in dieser kurzen Zeit Euro in Bitcoin tauschen? Wenn die Firma aber in Euro zahlt, ist die Transaktion wieder im FIAT-System und kann im Ausland nachverfolgt werden. Schwierig...Aber wie sieht es modern aus?
2021 - moderne Geldwäsche mit Krypto, NFT, Domains und Flower Shops:
Fangen wir mit Flower Shops an. Noch nie davon gehört, auch nicht im Zusammenhang mit Wirecard? Lassen Sie es mich kurz erklären. Es gibt Zahlungsanbieter und Casinos oder Pokerseiten. Die Payment-Provider arbeiten nicht gerne mit diesen Seiten zusammen, denn oft werden Kreditkarten zur Bezahlung der Einsätze verwendet. Die kausale Folge: Verliert der User, storniert er die Kreditkartenzahlung, usw. Deshalb hatte sich Wirecard (meine persönliche Meinung als These; keine Lust auf Juristen) auf diese Zahlungen spezialisiert, positionierte sich pointiert als Zwischenhändler und verdiente so hohe Gebühren, indem es das riskante Zwischengeschäft als eine Art Kautionsbürge führte. Dann wurde das Glücksspiel gemaßregelt und nur Pokerseiten hatten eine potentielle Überlebenschance, denn (ich bin ein Pokerprofi) Poker ist mehr Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung als Glück. Aber die Casinos wollten nicht aufgeben und erfanden die Blumenläden. Der User zahlte also nicht mehr Geld auf der Casinoseite ein, sondern kaufte in einer Blumenfake-Show Blumen im Wert von XY USD, die natürlich nie geliefert wurden. Keine Glücksspiel-Transaktion bei Bankverkäufen, kein Glücksspiel bei Zahlungsabwicklern, etc....
Aber wie kann man Blumengeschäfte nutzen?
Zurück zu den Beispielen:
Schutzgeld:
Anstatt das Bargeld zu nehmen, macht man folgendes: Man baut einen Blumenladen oder einen Laden mit leicht verderblichen Waren, der nicht innerhalb Europas betrieben wird, meist dort, wo es kein Rahmenabkommen für kriminelle Zusammenarbeit gibt (mehr Tipps möchte ich an dieser Stelle nicht geben) und betreibt diesen Laden über einen TOR-Browser (ein Netzwerk zur Anonymisierung von Verbindungsdaten; die IP ist durch x-fache Serververbindungen nicht nachvollziehbar). Der Schutzgeldgeber kauft nun in diesem Laden verderbliche Blumen, die nie geliefert werden, im Wert von 5.000 € in Bitcoin! Bei einigen der bekannten Börsen muss laut Gesetz eine tatsächliche Identifizierung per ID erfolgen, sobald Geld in Bitcoin getauscht wird oder umgekehrt, aber es gibt auch Börsen mit Freigrenzen. Bitcoin wird auch nie verhindert werden können, da es sich nicht um eine anerkannte Währung handelt, sondern um einen binären Zahlencode für eine dezentrale Datenbank. Man kann nur die Börsen, Miner usw. regulieren. Die Bitcoins werden nun also an eine Wallet-Adresse des Blumenladens geschickt. Nur eine kurze Info: Krypto ist nicht anonym! Ganz im Gegenteil! Durch die Blockchain ist jede Transaktion transparent, nur die Verbindung von Person A zu Wallet X ist schwierig. Wenn ich aber diese Info bekomme, kann ich jede Transaktion nachvollziehen. Also muss der Erhalt der Bitcoin verwässert werden. Ich tausche nun die Bitcoins in der Börse in eine andere Währung, zum Beispiel Monero.
Nun hat der Blumenladenbetreiber die Währung gewechselt und die X Coins sind immer noch in Land Y auf der Wallet. Nun passiert folgendes: Ich suche mir eine Domain-Börse (schauen Sie ruhig auf www.tom-illauer.de/domains), die Bitcoins akzeptiert. Ich registriere mich dort, erstelle eine neue Domain, welche ich anonym mit einer anonymen Mailadresse registriert habe, biete diese zum Verkauf an (es gibt Domainmarktplätze mit Bezahlung in Bitcoin oder Eth) und der Blumenladen kauft diese Domain. Hier fallen dann 6 % als Beispiel an Provisionen an, gleichwohl noch preiswerter als die manuelle historische persönliche Distribution. Der Blumenladen bekommt die Domain, der Domainverkäufer, z.B. auf den C Inseln, erhält von der Plattform seine Bitcoins für den Domainverkauf. Nun tausche ich diese wieder in eine andere Krypto Währung um. In Deutschland erstelle ich nun ein NFT (ein einmaliges digitales Bild mit einem Token) und stelle mein Werk auf eine Plattformen (z.B. OpenSea) zum Verkauf zur Verfügung. Die Wallet auf den C Inseln kauft nun in Krypto Währung das NFT und ich bekomme in Deutschland meine Bitcoins. Diese wechsle ich nochmal innerhalb der Blockchain in eine andere Währung, verkaufe diese, legitimiere mich bei der Bitcoinbörse, zeige der Bank meine NFT Verkäufe und habe legales Giralgeld…
Der Clou:
Ich kopiere den Shop und adaptiere den in neu, ich wechsle die Wallet und das im Intervall von drei Monaten. Vor Gericht muss zum Tatbestand der räuberischen Erpressung der Geldfluss von der Staatsanwaltschaft bewiesen werden, was den Prozess sehr aufwändig macht. Mehrere Wallets, mehrere Währungen, Tor Browser, Länder und Blockchains, mehrere legale Verkäufe usw. Die Bitcoins könnten natürlich als Indizienbeweis beschlagnahmt werden, aber wie beweisen? Die unmittelbare Herkunft des Geldes in Deutschland kann ja nachgewiesen werden...
Zusatz: Was ist, wenn ich bereits Bargeld habe?
Schlecht laufende Restaurants sind als Geldwaschplatz unmöglich, denn auch Finanzämter kontrollieren Wareneinsatz und Co. Eine Lösung ist bisher das "Smurfing": Hier werden die Beträge gesplittet und auf mehrere Konten eingezahlt (siehe Kassenberichtspflicht). Viel zu viel Aufwand...Strukturierung: Man kauft Luxusgüter und verkauft sie wieder ins Ausland. Viel zu viel Aufwand...Sie mieten Luxuswohnungen, zahlen die Kaution in bar, kündigen und lassen das Geld auf die C-Inseln überweisen...Auch zu viel Aufwand...Es geht einfacher: Es gibt Bitcoin-Automaten, man lässt sich im Bordell mit Bitcoin bezahlen, man kauft Waren in bar und tauscht sie wieder in Währung um (Umtauschrecht), usw....
Mein Hinweis an alle Gauner: Wenn Ihr das kapiert habt, dann seid Ihr viel zu intelligent für das Business und könnt legal genau so gut verdienen ;-)
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